...Etwas über mich?...
soll ich es erzählen?
Immer diese ewigen Geschichten von noch so 'nem Trainer da….. Die soll doch zur Sache kommen und nicht rumlabern. Wen interessiert schon die Vergangenheit von einer Fremden….
Nun, ich erzähle doch ein bißchen. Für die, die es interessiert halt….
Also, meine Name ist Patricia. Ich liebe die Freiheit, die Wahrheit und Pferde. Das ist auch etwas, was wunderbar zusammen paßt.
Aber aus Pferden einen Beruf machen? Wieso das?
Ist es nicht eigentlich auch ein bißchen bescheuert, sich beruflich mit Pferden rumzuplagen - bei Regen, Schnee, Kälte, Matsch, dreckigen Pferden, nassem tonnenschweren Pferdemist, gefährlichen (ungezogenen, beißenden, tretenden, steigenden, bockenden) Pferden fremder Besitzer?
Oder doch der Traum von so vielen jungen pferdebegeisterten Damen. Das kraftvolle, elegante Pferd (ein Spanier vielleicht….) mit Wallemähne, das mit seiner Besitzerin in leichtem Galopp über die goldenen Stoppelfelder in den Sonnenuntergang schwebt? Die diffuse Idee von einer grenzenlosen Harmonie zwischen Pferd und Reiter, die der Trainer im Handumdrehen vermittelt hat?
Ein Pferd zum Hobby zu haben ist an sich schon eine Aufgabe für sich. Beruflich mit ihnen zu arbeiten ist noch mal eine andere Hausnummer.
Und ja - es ist vielleicht ein bißchen was von beidem. Der Wunsch und das Streben nach dieser Harmonie und dem Einklang mit dem Pferd. Nach Leichtigkeit mit einem Wesen, das ansonsten körperlich sehr schwer ist. Auf der anderen Seite die harte Realität mit Wetterwidrigkeiten, harter körperlicher Arbeit, hohes Verletzungsrisiko bei schlecht oder gar nicht ausgebildeten Pferden.
Dann wären da noch so viele Pferdebesitzer, die nicht verstehen, warum es Sinn macht, das Leben ihres Schützlings zu verbessern. Es ist auch mal anstrengend. Sie werden nicht weiterkommen. Es gibt natürlich auch viele, die lernen wollen, deren Kelch noch nicht gefüllt ist, die sich weiter entwickeln wollen und auch werden. Sie sind meine Motivation immer weiter zu machen. Die Entwicklung - nicht nur äußerlich sondern auch innerlich, mental - der Pferd-Reiter-Paare zu sehen - das gibt unglaubliche Freude und Kraft.
Man muß es schon lieben, mit Haut und Haaren - Das Sein mit Pferden. Denn es gibt natürlich neben den glanzvollen Momenten eben jene düsteren Tiefen.
Eigentlich könnte ich schon ein Buch schreiben, so lange ist es her und so voller Erlebnisse, so voll mit Leben - dieses Leben.
Örn
Mit meinem eigenen Pferd - ein Isländer natürlich - brach jedoch der Ehrgeiz hervor, es meinem Pferd besonders recht zu machen und ihn gründlich und korrekt auszubilden. Ausgerechnet. Ausgerechnet mit einem Pferd, das sich aufgrund seiner Vielzahl an Gangmöglichkeiten schon nicht sonderlich zur Dressur eignet. In diesem Fall war es gebäudetechnisch aber auch nicht prädestiniert. So gelangte ich über viele verschiedene Wege und Zufälle im Laufe des weiteren Lebens an die Ideen der französisch-barocken Reitweise von Baucher und Racinet. Ich stellte schnell fest, mit welch hoher Motivation Pferde der unterschiedlichsten Rassen und Gebäudevoraussetzungen in ihrer Dressurausbildung brillieren und wie man sie damit in biomechanisch korrekter Weise fördern kann. Und zum Schluß stellte ich fest, daß nicht das Pferd sich zu dieser Dressur eignen muß, sonder umgekehrt: die Dressur zum Pferd! Dann ist es richtig.
Anno dazumal - Der Anfang
Und es war so anders, als es anfing. Eine komplett andere Welt. Kein Handy, kein Smartphone, so gut wie keine Computer im Alltagsgebrauch. Keine Elektrofahrräder oder -Roller (überhaupt keine Roller). Kein „Ich-google-mal-schnell“. Ein Hausmeister hieß noch „Hausmeister“ und nicht „Facility Manager“. Ich mußte mich noch mit gedruckten Landkarten auf diesem Planeten zurecht finden und las gedruckte Bücher aus echtem Papier.
Auch die Pferde waren anders. Noch nicht so hochgezüchtet. Und der Reitstil war noch nicht so verzerrt oder gar pervertiert.
Das war das Umfeld, in dem ich also startete. Vor über 30 Jahren begann damals meine reiterliche Laufbahn im hohen Norden unseres Landes. Sozusagen in der Hochburg der hannoverschen und oldenburgischen Warmblutzucht.
So waren meine ersten Jahre der Reitausbildung geprägt von der klassisch-deutschen Reitweise in Dressur und Springen.

Das "normale" Leben
In meinem „normalen“ Leben habe ich auch eine „ordentliche“ Berufsausbildung gemacht. Ich liebte es kreativ zu sein, mit der Hand zu arbeiten. Ich zeichnete gern und so studierte ich Grafik-Design an der Fachhochschule. Weil ich Illustratorin werden wollte.
So kam es, daß ich logischerweise in der Werbung in goßen Agenturen arbeitete und in diesem Beruf als Grafik-Designer und Art-Director auch viele Jahre sehr erfolgreich am Computer tätig war.
Reiten blieb aber parallel immer mein Hobby. Hier gefiel mir zunehmend die Haltung der Warmblutpferde nicht mehr und auch der Unterricht in der Halle war für mich keine Freude. Mich dauerten die traurigen Augen der Schulpferde, die nur sehr selten eine Koppel sahen, und ihre Freudlosigkeit im Umgang mit dem Menschen.
Vom Hobby zum Beruf
So schlug ich eine gänzlich andere Richtung ein. Die Freizeitreiterei auf den mehrgängigen Islandpferden. Endlich am langen Zügel entspannte Ausritte durch herrliche Natur mit fröhlichen Isländern, die jahrein-jahraus draußen auf endlosen Koppeln verbringen durften.
Eine herrlich freie Zeit, die ich nicht missen wollte. Ich konnte viel Erfahrungen sammeln im Gangpferdereiten, habe Wander- und Distanzritte gemacht und lernte die Arbeit und Bedingungen rund um die Offenstallhaltung gründlich kennen.
Der Wunsch mit Pferden und Menschen zusammen zu Arbeiten wurde schließlich auch so groß, daß ich dann doch auf die Pferde umsattelte.
Natürlich gehört auch hier eine fachlich fundierte Ausbildung hinzu, die mir sehr wichtig ist, weil das Arbeiten mit Lebewesen schließlich eine enorme Verantwortung bedeutet.
