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Mein Pferd läuft fühlig!

  • Stefanie Knuth
  • 23. Mai 2023
  • 3 Min. Lesezeit
Ein Beitrag von Huforthopädin Stefanie Knuth.

Warum ist das so, was kann es für Ursachen geben und was kann ich dagegen tun? Zunächst einmal läuft ein Pferd fühlig wenn es nicht flüssig über glatten harten oder weichen Boden laufen kann. Ich finde nicht unbedingt, dass ein Pferd fühlig läuft, wenn es lieber den Grasstreifen am Rand wählt, als über den groben Schotterweg zu laufen oder langsamer und fester wird, wenn der Boden z.B. gefroren oder sehr uneben ist. Das Lauftier Pferd wird immer versuchen seine Beine und Hufe zu schützen, um Verletzungen vorzubeugen. Wenn der Boden uneben oder sehr steinig wird, dann ist es sogar sinnvoll vorsichtiger zu laufen, da die Verletzungsgefahr z.B. durch Prellungen oder Sehnen-/Bänderschäden steigt.

Läuft ein Pferd aber ständig klamm sobald der Boden hart oder etwas uneben ist und jedes noch so kleine Steinchen zum Einknicken führt, dann ist das nicht mehr normal und man kann über einen Hufschutz nachdenken.Besser wäre es allerdings Ursachenforschung zu betreiben, denn Fühligkeit kann auch noch andere Gründe haben.



Ursache kann zu wenig oder dünnes Sohlenhorn sein, wodurch das Hufbein zu viel Druck erfährt und so Schmerzen verursacht. Der Huf ist stark mit Nerven durchzogen und wenn das schützende Horn weniger wird, dann läuft das Pferd fühlig bis lahm. Muss sich das Pferd weiterhin auf seinen Hufen über abriebintensive Böden bewegen (weil es z.B. weite Wege zu Futter oder Wasser zurücklegen muss), dann kann das zu einer Lederhautentzündung bis hin zu einer Hufrehe führen. In diesem Fall braucht das Pferd auf alle Fälle einen Abriebschutz! Das kann entweder ein Hufbeschlag/Klebeeisen oder aber auch ein alternativer Hufschutz wie z.B. Hufschuhe sein. In jedem Fall muss der Abrieb minimiert werden, damit der Huf wieder genug Horn produzieren und somit die inneren Strukturen schützen kann.



Es gibt sicher noch mehr Gründe, warum ein Pferd ein fühliges Gangbild zeigt, aber es ist nicht immer „nur“ eine dünne Sohle oder ein zu kurz geschnittener Huf, wie oft angenommen wird, sondern zeigt eben auch, wie wichtig eine dem Pferd individuell angepasste Hufbearbeitung ist!

Ist Dein Pferd beschlagen oder barhuf? Läuft es fühlig, und wenn ja, auf welchen Böden?


Aber auch Strahlfäule, zu viel Horn im Sohlenbereich, über die Sohle wuchernde Eckstreben, Hebel und Stauchungen im Wandbereich, können Ursache einer Fühligkeit sein. Bei tiefer Strahlfäule verliert der Strahl einmal seine dämpfende Funktion und zum anderen, versucht das Pferd dem Wundschmerz zu entgehen, und belastet vermehrt die Zehe. In jedem Fall muss eine Strahlfäule behandelt werden, einmal durch ein sinnvolles Hygiene- und Wundmanagement und über die Hufbearbeitung.




Die wenigsten verbinden Fühligkeit mit zu viel Horn. Sohlenschwielen oder überlagernde Eckstreben, aber auch zu lange, flache Trachten können punktuell Druck und Zug auf die Lederhäute ausüben und so zu Fühligkeit führen. In diesem Fall muss man den Huf so bearbeiten, dass überschüssiges Horn entfernt wird, ohne dem Huf seine Stabilität zu nehmen, in dem man z.B. die gesamte Eckstrebe oder Trachte einfach wegschneidet.




Auch zu viel Tragrandüberstand, sehr steile und/oder schräge Hufwände und damit oft einhergehende Fehlstellungen der Gelenke, verursachen oft ein fühliges Laufen auf harten, unebenen Böden. Hebelnde Wände zerren je nachdem ob der Wandabschnitt z.B.auf einen Stein tritt, an der Wandlederhaut, was äußerst unangenehm bis schmerzhaft sein kann.



Aber auch steile Wände können Fühligkeit auslösen, wenn sie z.B. so hoch werden, dass die Hufwand den Kronrand staucht und die Gelenke einseitig stark belastet werden, was wiederum sehr schmerzhaft sein kann, da diese anatomisch nur eine geringe seitliche Bewegung zulassen. Dieser Effekt wird verstärkt, wenn das Pferd z.B. schon Arthrose oder Entzündungen im Huf hat. In diesem Fall muss man wiederum einmal die Hufsituation optimieren, als auch für entsprechende Böden sorgen und z.B. gepolsterte Hufschuhe bei Ausritten nutzen. Hier ist ein permanenter Hufschutz eher kontraproduktiv, da der fehlende Abrieb mit einem Beschlag gerade bei schiefen Hufen oft dazu führt, dass der Huf noch schiefer wird, der Hufbeinträger immer mehr gezerrt wird und das Pferd immer schlechter läuft.


© Alle Fotografien von Stefanie Knuth


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