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Raus aus der Trageerschöpfung - das Pferd wieder aufbauen

  • Patricia Kestel
  • 20. März
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 22. Sept.

Im vorangegangenen Artikel haben wir erfahren, was man unter einer Trageerschöpfung versteht, wodurch sie verursacht wird und woran man sie erkennt. Du kannst es hier noch einmal nachlesen.


Hier wollen wir besprechen wie du deinem Pferd helfen kann, sich aus seiner Lage zu befreien.


Wie also trainiert man das trageerschöpfte Pferd wieder auf und organisiert seinen Körperbau neu?


Wenn du bereit bist, dich für dein Pferd und die Verbesserung seines Zustandes einzusetzen, ist es immer möglich, das Pferd aus der mißlichen Lage einer muskulären Fehlhaltung herauszubringen.


Die erste Handlung muss sein, das Pferd erst einmal nicht mehr zu reiten.


Durch die falsch aufgebaute und ansonsten geschwächte und fehlbelastete Muskulatur kann das Pferd in diesem Zustand den Reiter nur noch in Verspannung tragen. Die Abwärtsspirale würde sich so weiter fortsetzen.


Daher wird das Pferd zunächst vom Boden wieder auf- und umgebaut.


Wenn das Pferd zunächst eine Trainingspause bekommt, kann dies nicht schaden. Diese sollte jedoch nicht zulange andauern, denn vom Pausieren allein formen sich die Muskeln nicht um bzw bauen sich tragfähige Muskeln nicht auf.


In der ersten Zeit ist es natürlich sinnvoll, das Pferd mit Physiotherapie, Massagen, guter und gezielter Akupuntur und Faszienbehandlung* zu unterstützen.


*Ich möchte hier lieber von Faszienbehandlung sprechen, da das Wort Faszientraining eine Weiterentwicklung und -aufbau von Faszien implizieren könnte. Dies würde den Reiter glauben machen, er könne mit diesem Training sein Pferd stärken. Das ist eben aber nur die halbe Wahrheit. Natürlich sollten Faszien im wahrsten Sinne des Wortes reibungslos funktionieren. Sie können gute Bewegungen behindern und müssen dann behandelt werden. Zum Muskelaufbau trainieren wir jedoch die Muskeln.


Gleichzeitig muß die Passung des Sattels gründlich überprüft und ggf. angepaßt und optimiert werden. Vielleicht musst du sogar in den sauren Apfel beißen und einen neuen Sattel anschaffen.


Die Qualität der Hufbearbeitung muss angeschaut werden und unter Umständen angepasst, verändert und optimiert werden.


Ein Ernährungs-Checkup ist notwendig, um festzustellen, ob das Pferd optimal mit Nährstoffen, mit Mineralien und Vitaminen, versorgt ist. Auch hier muss eventuell nachjustiert werden.


Den Aufbau der "richtigen", tragenden Muskulatur erreichst du, indem du dein Pferd mittels geeigneter Übungen und Bewegung einem Krafttraining unterziehst.


Und hier möchte ich noch einmal klar stellen, dass ein Muskel in Dehnung keine Kraft aufbaut und auch nicht an Volumen zunimmt!


Auch wenn MüllerMeyerCo. das hundertmal auf ein Blatt Papier zeichnen:

Muskelkraft entsteht durch Krafttraining, nicht durch Dehnung!

Kraftaufbau der Muskeln kannst du super einfach im Selbstversuch testen: Wodurch wird dein Bizeps kräftiger und nimmt an Umfang zu? Durch Hanteltraining oder Stretching?


Du arbeitest dein Pferd im Vorwärts-Abwärts und es hat trotzdem schon so toll Muskeln aufgebaut?

Natürlich baut ein Pferd, dass im Schub (Vorwärts-Abwärts) gearbeitet wird, Muskeln auf. Das sind aber nicht die Muskeln, die dein Pferd tragfähig machen.

Tragfähig müssen die Muskeln sein, die das Pferd (UND den Reiter) im Rücken mit Widerrist anheben.

Dass das im Vorwärts-Abwärts nicht möglich ist, kann jeder (Laie) sehen, der Augen hat. Im Vorwärts-Abwärts gibt es niemals die Position des Angehobenseins. Das ist schließlich auch ein Paradoxon in sich. Man kann es schon an der Bezeichnung ablesen.


Darum ist ein Muskelaufbau in Dehnung nicht nur unsinnig sondern sinnlos.


So kann dann die gezielte und präzise Arbeit vom Boden an der Longe beginnen.


Hierbei ist unbedingt darauf zu achten, daß auf jede Art von Hilfszügel verzichtet und das Pferd ausschließlich mit einem geeigneten und angepaßten Kappzaum oder Cavecon longiert wird.


Weitere Hilfsmittel sind unnötig. Wenn du meinst sie zu brauchen, ist das das klare Signal an dich, an dir selbst zu arbeiten!

Denn die meisten Hilfsmittel in der Reiterei outen die Hilflosigkeit des Reiters.


Das Pferd muss also erst einmal lernen, geschlossen zu stehen, im Gleichgewicht, ohne sich nach vorne schwer zu machen. Gewicht auf alle vier Füße gleichmäßig verteilt.

99,95 % der Pferde lernen schon das nicht. Wie soll es dann um das Gleichgewicht in Bewegung bestellt sein?

Ohne Gleichgewicht keine Tragkraft!


Das Pferd darf an der Longe nicht irgendwie im Kreis laufen, sondern es muß lernen, sich hier korrekt zu halten. Schon hier gilt es, Bodenarbeit korrekt anzuwenden. Es soll an der Longe schwungvoll gehen, nicht latschen und nicht zockeln. Es muß Tempounterschiede und Übergänge in allen Gangarten beherrschen lernen. Und es muß unbedingt lernen, auf dem Kreisbogen gebogen zu gehen und mit dem inneren Hinterbein unter den Schwerpunkt zu treten.


Hole dir einen guten und versierten Trainer dazu, der dir fundierte, professionelle und präzise Anleitung gibt und dir zeigt wie es aussehen muss und wie es nicht aussehen darf.


Bei der Arbeit im Sattel sei gesagt, daß es hier am meist sinnvollsten ist, das Pferd zunächst bei einem sehr feinen und versierten Trainer in Beritt zu geben, denn es Bedarf einiger Erfahrung, die Fehlhaltung zu korrigieren und die Muskeln so anzusprechen, daß sie sich in der gewünschten Art und Weise wieder aufbauen.


Wenn das nicht möglich ist, solltest du zumindest mit einem Trainer sehr eng zusammen arbeiten und dich als Reiter intensiv schulen lassen (was im Grunde eh verpflichtend wäre).


Auf keinen Fall darf natürlich in den alten Gleisen weiter gefahren werden. Es müssen neue und andere Wege beschritten werden. Solche, die fördern und aufbauen.


Wie oben schon besprochen: Da es Ziel ist, die Widerristposition des Pferdes wieder anzuheben (zusammen mit dem Brustbein und Brustkorb), darf das Pferd auf keinen Fall mehr in der Vorwärts-Abwärts-Methode bzw. vorne tief (und schwer) gearbeitet werden.


Die richtige Richtung geht Vorwärts-Aufwärts!!


Gleichzeitig muß das Pferd lernen, sich zu schließen und die Überlastung von der Vorhand nach hinten auf die starke Hinterhand zu verlagern, so daß am Ende das Gewicht des Pferdes - mitsamt dem des Reiters - ganz gleichmäßig auf allen vier Beinen verteilt ist.


Das gilt nicht nur im Stehen, sondern diese Gewichtsverteilung gilt für alle Gänge.


Erst wenn das Pferd genauest die gelenkschonenden Bewegungsabläufe erlernt hat, ist das Pferd im Gleichgewicht und kann sich biomechanisch korrekt und gesunderhaltend bewegen!


Um das mit dem Pferd zu trainieren und zu üben, erfordert es einiges an Geschick von dir als Reiter und DU bist deswegen angehalten, dich entsprechend ausbilden zu lassen.


Es ist also möglich, das Steuer herumzureißen und das Pferd wieder aufzubauen.


Es erfordert zuerst die richtige, sich an der Realität orientierende, theoretische Grundlage, damit du dein Pferd entwickeln und fördern kannst.


Ich wünsche dir viel Erfolg und gute Gesundung für dein Pferd.


Wenn dir dieser Beitrag gefällt, lass mir gerne ein "Like" da oder hinterlasse gerne einen Kommentar dazu.


Möchtest du gerne weiterführende Beratung zu dem Thema oder wünscht du dir Unterstützung vor Ort mit deinem Pferd, kontaktiere mich gerne und wir bauen dein Pferd wieder auf.


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